Menü

Friedenssicherung: Menschenrechtsschutz durch Frauen

Frauen sind in den Friedenssicherungsmissionen der UN immer noch sehr stark unterrepräsentiert. In den 16 Friedensmissionen weltweit sind insgesamt mehr als 113.000 Menschen beschäftigt. Davon sind gerade einmal rund 7.700 weibliche Peacekeeper*innen, sowohl in Uniform, als auch zivil.

Eine Frau in Armeeuniform steht vor einem Krankenwagen. Im Hintergrund sind zwei männliche Kollegen zu sehen.
In den letzten 20 Jahren hat sich der Anteil von Frauen in VN-Friedensmissionen langsam erhöht. Trotzdem sind sie immer noch stark unterrepräsentiert. (UN Photo/Pasqual Gorriz)

Und das, obwohl die Bedeutung von Frauen für Friedensmissionen vielfach belegt und oft gefordert wird. Insbesondere für die Förderung der Menschenrechte können Frauen im Einsatz mehr Gruppen der Gesellschaft erreichen als ihre männlichen Kollegen. Während sich die Anzahl an Frauen im Einsatz zwar in den letzten 20 Jahren langsam erhöht hat, ist ein echter Wandel aber noch nicht in Sicht.

Der Anteil von Frauen in Friedenssicherungseinsätzen

Im Jahr 1993 betrug der Anteil von Frauen am uniformierten Personal im Einsatz nur ein Prozent. Bis zum Jahr 2014 haben sich diese Zahlen zumindest auf drei Prozent beim Militär und immerhin zehn Prozent bei den Polizeikräften in VN Friedensmissionen erhöht. Bei einer Gesamtzahl von ca. 113.000 Beschäftigten (Angaben variieren je nach Quelle) in Friedensmissionen sind davon heute (Stand März 2017) 7.682 weiblich. Im zivilen Bereich bilden Frauen anteilig 22 Prozent der Beschäftigten.

Dieser geringe Frauenanteil lässt sich jedoch nicht auf Entscheidungen oder Bedeutungszumessungen im Planungsapparat der Vereinten Nationen selbst zurückführen. Vielmehr liegt die Verantwortung dafür, wer an den VN-Friedensmissionen teilnimmt, bei den einzelnen Mitgliedsstaaten. Tätigkeiten im Sicherheitsapparat und den Streitkräften sind aber weltweit überwiegend männlich besetzt. Zudem wird Frauen der Zugang zu den entsprechenden Ausbildungen häufig erschwert oder aufgrund der oftmals sexistischen und gar frauenfeindlichen Kultur im Sicherheitsapparat ganz vermieden. Dies sollte sich dringend ändern, denn Frauen sind auch in den Friedensmissionen unverzichtbar.

Besondere Funktionen von weiblichen Peacekeeper*innen

In Friedensmissionen nehmen die Soldat*innen, Polizist*innen und zivilen Einsatzkräfte häufig eine Vielzahl von Funktionen wahr, einige von ihnen werden allerdings ausschließlich bzw. überwiegend von Frauen ausgeübt. Dazu zählen die Entwaffnung von Kämpferinnen und die Durchsuchung von Unterkünften. Zudem sammeln Frauen im Einsatz Informationen zu Menschenrechtsverletzungen, achten dabei speziell auf Verletzungen von Frauenrechten und können verletzten Frauen medizinische Hilfe leisten.

Eine Ärztin in Uniform testet den Blutdruck eines Mannes.
Neben klassischen militärischen Aufgaben können Frauen im Einsatz auch medizinische Tätigkeiten wahrnehmen oder Informationen zu Menschenrechtsverletzungen sammeln. (UN Photo/Martine Perret)

Die Hauptabteilung Friedenssicherungseinsätze der Vereinten Nationen (Department of Peacekeeping Operations), welche die Missionen durchführt und politisch begleitet, hat den Mitgliedsstaaten seine Grundhaltung zu Frauen in Friedensmissionen in einer Strategie zu Geschlechtergleichstellung in Friedenssicherungseinsätzen dargestellt. Demnach wollen die VN ihre Einsätze anhand vier Prinzipien ausrichten: Inklusivität, Nicht-Diskriminierung, Geschlechtergleichgewicht und Effizienz. Der letzte Punkt mag in dieser Auflistung überraschen, bezieht sich aber darauf, dass alle menschlichen Kapazitäten, die Bedürfnisse, Initiativen und Ideen von Frauen, Männern und Kindern gleichermaßen einbezogen werden sollen, um einen nachhaltigen Friedensprozess zu gestalten.

Der Übergang zu einer gleichwertigen und gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern in Friedensprozessen kann nur erreicht werden, wenn Frauen schon im VN-Personal im Einsatz repräsentiert werden. Die verstärkte Anwerbung und Einstellung von Frauen ist besonders wichtig, um Frauen im Konfliktland zu stärken, z. B. indem die Soldatinnen oder Polizistinnen der Mission für Frauen ansprechbarer sind. Dies ist insbesondere in Gesellschaften, in denen Frauen auferlegt wird, nicht mit Männern zu sprechen, unentbehrlich. Auch können im Friedensprozess so die Bedürfnisse weiblicher Ex-Kämpferinnen adressiert werden und Überlebende sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt befragt und betreut werden. Nicht zuletzt spielen weibliche Einsatzkräfte auch bei der Ausbildung anderer Frauen im Konfliktland eine tragende Rolle und fungieren als Vorbilder für und in Beteiligungs- und Aushandlungsprozessen.

Eine VN-Peacekeeperin spricht mit Frauen an einem Brunnen in einem Flüchtlingslager.
Frauen müssen an den Entscheidungen, die zu einer Konfliktlösung führen sollen, beteiligt werden. Ihre Konflikterfahrungen unterscheiden sich meist stark von denen von Männern. Ebenso wird ihre Vorstellung von einem Frieden anders sein. (UN Photo/Olivia Grey Pritchard

Friedenskonsolidierung nur mit Frauen

Konflikte werden von Frauen und Männern sehr unterschiedlich wahrgenommen. Daraus ergibt sich, dass sie auch sehr unterschiedliche Vorstellungen von einem gerechten Frieden oder Frieden im Allgemeinen mitbringen. Dies betrifft die Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen, aber auch das Teilhaberecht von Frauen in zukünftigen Gesellschaftsordnungen. Aus diesem Grund versuchen Friedensmissionen Frauen Zutritt zu allen Entscheidungsebenen zu gewährleisten, die Prävention, Management und Lösung des Konflikts und der Friedenskonsolidierung betreffen.

Dass dieser Anspruch aber noch lange nicht erfüllt ist, ist auch dem Generalsekretär der Vereinten Nationen António Guterres bekannt. In seiner Bewertung der Friedenssicherungseinsätze vor dem Sicherheitsrat im April 2017 hat Guterres deshalb auch zu klaren Verbesserungen durch eine größere und aktivere Rolle für Frauen in Friedensmissionen aufgerufen. Dies schließt die logische Konsequenz ein, dass mehr Frauen in VN-Friedensmissionen auch mehr Frauen an den Verhandlungstischen für Friedensprozesse bedeuten sollten.

 

Claudia Jach

Das könnte Sie auch interessieren