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Vereinte Nationen berufen Wonder Woman ins Team

In einer feierlichen Zeremonie im Oktober 2016 haben die Vereinten Nationen die Superheldin Wonder Woman zur Ehrenbotschafterin für die Ermächtigung von Frauen und Mädchen ernannt (engl.: Honorary Ambassador for the Empowerment of Women and Girls).

Diane Nelson vor einem Banner von Wonder Women bei einer Pressekonferenz.
Wonder Woman soll als Ehrenbotschafterin für die Ermächtigung von Frauen und Mädchen die Kampagne um Ziel 5 der SDGs unterstützen. (UN Photo/Kim Haughton)

In einer feierlichen Zeremonie im Oktober 2016 haben die Vereinten Nationen die Superheldin Wonder Woman zur Ehrenbotschafterin für die Ermächtigung von Frauen und Mädchen ernannt (engl.: Honorary Ambassador for the Empowerment of Women and Girls). Im Einklang mit den Zielen für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals), insbesondere dem Ziel 5, soll die Kampagne um Wonder Woman dazu beitragen, Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen bis zum Jahr 2030 zu erreichen.

Wonder Woman, die bereits 1941 geschaffen wurde, soll als Symbol dienen, als Sprecherin gegen Diskriminierungen, die Frauen und Mädchen erleiden. Ihre Figur soll genderbasierte Gewalt und Missbrauch verurteilen, sich für Gleichberechtigung in allen Lebenslagen- und umständen sowie für gleiche Bildungschancen einsetzen. Zudem soll das weit bekannte Bild von Wonder Woman genutzt werden, um Beispielen anderer Frauen, außerhalb von Leinwand und Buchrücken, zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen.

Denn Frauen werden weltweit noch immer diskriminiert. Dies hängt unter anderem mit Gender Stereotypen zusammen, durch die Frauen bestimmte (negative) Eigenschaften zugeschrieben werden, sie an einen klar umgrenzten Aufgabenkreis binden oder auf einen kleinen Bewegungsradius einschränken. Was Frauen tun „sollen“ und wie sie sich verhalten „sollten“ wird damit zu einem kulturellen Leitbild. In einer von Männern dominierten Welt führt dies konkret dazu, dass Frauen oft nicht den gleichen Zugang zu Land oder Besitz haben wie Männer. Auf dem Arbeitsmarkt verdienen Frauen global gesehen im Schnitt 24% weniger als Männer. Auch sind Frauen häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen und können selten frei über ihre sexuellen und reproduktiven Rechte bestimmen. Die Liste ließe sich in vielen Bereichen wie Bildung, Gesundheit und Chancen in besonderen Lebensumständen fortführen.

Das Hauptgebäude der VN in New York wird mit Bildern der Nachhaltigkeitsziele angestrahlt.
Die Wahl Wonder Womans soll zu mehr Öffentlichkeit und größerer Reichweite des Themas Frauenrechte führen. (UN Photo/Cia Pak)

Die Kraft von Bildern, Geschichten (und guter Vermarktung)

Diane Nelson, Präsidentin von DC Entertainment und Warner Bros. Consumer Products, die den Wonder Woman-Comic produzieren, sieht deshalb die Ernennung nicht nur aufgrund Wonder Woman’s kämpferischen, aber auch friedliebenden Charakters als richtige Wahl. Sie betont ebenfalls die Macht von Geschichten. Geschichten, die inspirieren, lehren und Ungerechtigkeiten aufdecken können. Diese Gaben, die Geschichten, ob in Comics, im geschriebenen oder gesprochenen Wort, in Videos oder Audioaufnahmen haben und bewirken können, sind vielleicht unbestritten. Auch ist die Botschaftsrolle bekannter fiktionaler und realer Persönlichkeiten ein probates Mittel, um Themen öffentlichkeitswirksam zu platzieren.

Kritik an der Ernennung

Trotzdem ist diese Kampagne umstritten. In einer Petition von UN-Mitarbeitenden, die nach einem Ersatz ruft, wird unter anderem der übermäßig sexualisierte Auftritt von Wonder Woman und ihre häufige Darstellung in Motiven mit der US-amerikanischen Flagge kritisiert. Insbesondere wird der Eindruck geäußert, dass die Vereinten Nationen offenbar keine lebende und atmende Vertreterin für Frauenrechte finden konnten. Die Argumente sind vielschichtig und stellen nur Ausschnitte der Debatte dar.

Eine Gruppe Frauen vor dem Plakat von Wonder Woman.
Wonder Woman kann eine Vision für viele Frauen und Mädchen bieten. Wie sie über reine Symbolik hinaus Anknüpfungspunkte für Frauen ohne Superheldinnenkräfte bieten kann, ist fraglich. (UN Photo/Amanda Voisard)

Symbolik trifft auf Realität

Symbole sind wichtig. Es stellt sich jedoch die Frage, wie Wonder Woman all den Frauen, Mädchen und Heranwachsenden über eine Vision hinaus ein Beispiel setzen kann, die keine Superkräfte besitzen, keine göttliche Ausbildung, kein goldenes Lasso oder kugelsichere Armbänder haben. Die Frauen, die sich stattdessen durch Gesetze und Gerichtsverfahren arbeiten müssen. Die Frauen, die nicht in strahlenden Farben vermarktet werden, sondern für ihren Einsatz für Frauenrechte verfolgt oder benachteiligt werden. Für diejenigen sollten weitere Anknüpfungspunkte gefunden werden bei Frauen, über die Geschichten geschrieben werden statt sich auf die Frau zu fokussieren, die eine Geschichte ist.

Claudia Jach

 

Weitere Informationen zu Frauenrechten finden Sie auf unserer Themenseite.

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